Liebe Journalistinnen und Journalisten,
könnt ihr bitte mal für einen kurzen Moment von euren hohen Rössern absteigen und eure eigene Anspruchshaltung hinterfragen, bevor ihr der Wissenschaft Kommunikationsversagen vorwerft? Die Feinstaub- und Stickoxiddebatte, so lese ich bei Spiegel Online, in der ZEIT und auch beim ehemaligen Journalisten Jens Rehländer, habe das Versagen der Wissenschaft gezeigt (Offenlegung: Ich selbst habe an anderer Stelle auch schon davon gesprochen und habe aktuell auch zustimmend Tweets geteilt). Jetzt, mit ein paar Tagen Abstand, frage ich mich, ob man das so einfach stehen lassen soll.
Die Wissenschaft hat doch längst alle Fakten zum Feinstaub gesammelt. Hat sie dokumentiert und mitgeteilt – in einem Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin aus dem November 2018. Hätte man sich ergoogeln oder erbingen können. Oder erfragen. Anrufen und Fragen stellen ist zwar „old school“ und manchmal mühsam, aber – ich glaube, der Fachbegriff heißt Recherche – es sollte zu den Grundtugenden einer Redaktion gehören. Wobei: Was rede ich von Tugend? Es ist die verdammte Pflicht und Schuldigkeit von Journalist*innen, zu recherchieren.
Stattdessen höre ich jetzt Geschrei, wo denn die Wissenschaft gewesen sei. Bitte sehr: Nochmal und jetzt auch mit Link zum Papier. Die Wissenschaft hat die Fakten längst auf den Tisch gelegt.
Und jetzt? Da stehen wir nun, die Vertreter*innen der Medien und der Wissenschaft und zeigen mit den Fingern auf die jeweils anderen: Ihr seid zu faul zum Recherchieren und ihr zu langsam zum Reagieren. Es gibt längst Lösungsansätze wie das Science Media Center oder auch, in einem Spezialfall, die Initiative der Allianz der Wissenschaftsorganisationen zum Thema Forschung mit Tieren („Tierversuche verstehen“). Da lässt sich sicher noch mehr machen, das lässt sich erweitern, aufbohren, auf andere Felder – Grüne Gentechnik oder Klima – übertragen. Es bleiben jedoch mindestens zwei grundlegende Probleme, die kein Science Media Center und keine weiteren Allianz- oder andere Initiativen lösen werden.
Wissenschaft kann das Tempo der Berufsempörten nicht mitgehen
Erstens: Die Wissenschaft kann nie so schnell sein wie die immer höher drehende Kampagnen- und Empörungsmaschinerie aus Politik, Medien und Interessensgruppen à la Greenpeace, Ärzte gegen Tierversuche etc. Es sind zwei völlig unterschiedliche Systeme mit inkompatiblen Funktionsmechanismen. Was sie allerdings eint, ist die Abhängigkeit vom Vertrauen der Gesellschaft: Wissenschaft und Forschung, Medien, NGOs und Politik leben alle vom Vertrauen der Öffentlichkeit in ihre Arbeit und ihre Ergebnisse.
Gründlichkeit, Expertise (erworben in jahrelanger, harter Ausbildung) und strikte Regeln guter wissenschaftlicher Praxis sind die Voraussetzungen für Vertrauen in die Wissenschaft. Geschwindigkeit gehört nicht dazu, sie gefährdet eher die Gründlichkeit. Medien dagegen müssen schnell sein, nah dran am Geschehen, und sollen auch unerschrocken die Mächtigen kritisieren. Übersetzt in Nachrichtenfaktoren heißt das Aktualität, Nähe, Relevanz und Konflikt. Das passt nur bedingt zur Forschung, vor allem, der Aktualitätsdruck – „wir brauchen JETZT eine Expertin!“ –, aber auch die fast schon reflexhafte Suche nach Konflikt lassen Forscherinnen und Forscher vor Medienanfragen insbesondere zu kontroversen Themen oft zurückschrecken. Wenn eine Zeitung uns bittet, ein Pro und Contra zum Thema menschgemachter Klimawandel mit der Pro-Meinung zu bestücken, und „Contra“ kommt von einem Verein, der sich Institut nennt und wissenschaftlich unhaltbare Thesen verbreitet, dann lehnen wir ab. Das Stück – es war halt dann nur „Contra“ – ist trotz eindringlicher Warnungen an den Redakteur, damit adle man pseudo-wissenschaftliche Thesen, dennoch erschienen. Das Problem ist in Medienkreisen als „false balance“ längst bekannt, wird aber nicht abgestellt. Zu groß ist die Verlockung, mit Außenseiterpositionen Aufmerksamkeit zu erregen, vielleicht sogar Empörung auszulösen oder zumindest in einer Talkshow einen Konflikt zu inszenieren.
Der Wahrheits-Club kritisiert sich nur ungern selbst
Das bringt mich zum zweiten Grundproblem: Ich sehe im Mediensystem eine nur schwach ausgeprägte Bereitschaft zur Selbstkritik. Das fängt bei ungleichgewichtigen Korrekturen an – Skandale werden groß aufgemacht, die Korrektur erfolgt dann Tage später klein in einer Randspalte auf Seite 4 unten. Es geht weiter mit einem Nicht-Wahrhaben-Wollen der eigenen Anteile an Hysterie und Desinformation. Mir fallen da Impfgegner*innen ein, die Platz in seriösen Medien erhalten.
Der von mir sehr geschätzte Ulrich Schnabel breitet in der ZEIT auf einer ganzen Seite das Thema Kommunikationsversagen der Wissenschaft aus. Er berichtet zwar in einer halben Spalte, dass viele große Redaktionen dem Lungenarzt auf den Leim gingen. Doch das lastet er den Redaktionen kaum an. Sein Fazit nach der halben Spalte: „Es wäre jedoch zu wenig, nur die medialen Reflexe zu beklagen.“ Reflexe? Warum kritisiert er nicht explizit Claus Kleber und das „heute journal“? Und weder die WELT-, noch die BILD-Kolleginnen und -Kollegen werden gescholten für mangelnde Recherche. Hat sich das ZDF eigentlich entschuldigt beim Publikum? Man könnte hier ebenso gut von einem Versagen des Journalismus sprechen.
Mir kommt das fast so vor wie das Verhalten der katholischen Kirche bei Missbrauchsfällen. Ja, man räumt das schon ein, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Aber es sind immer nur Einzelfälle. Dass man ein strukturelles Problem haben könnte, oder ein Problem mit falscher Loyalität gegenüber Kolleginnen und Kollegen oder gegenüber Verlagshäusern, das wird selten thematisiert. Man ist ja Dank Zugehörigkeit zum Journalismus-Club Vertreter*in der Wahrheit und der Tugend wie die Kirchenmänner mit ihrem Club auch.
Der Fall Relotius hat da ein bisschen was bewegt. Auf Twitter las ich in den Tagen danach eine Reihe von Bekenntnissen, wie Journalistinnen und Journalisten von Redaktionen aufgefordert wurden, die Wahrheit doch ein bisschen zu biegen und zu dehnen. Unter dem Hashtag #sagenwasist kann man das zum Teil nachlesen. Und der Berliner „Tagesspiegel“ griff das dankenswerterweise auf.
Aber sehr rasch kehrt man zurück zur Tagesordnung und zum unangreifbaren Wahrheitsanspruch. Man ist ja schließlich vierte Gewalt.
Und jetzt? Da stehe ich nun mit meinem Rant. Wie weiter? Ich bitte die vielen ehrenwerten, gründlichen und aufrichtigen Journalistinnen und Journalisten um Verständnis: Ihr seid nicht gemeint!
Aber da sind die anderen, die gefühlt immer mehr werden. Die frei von Vorkenntnissen bei mir und meinen Kolleginnen und Kollegen in Forschungseinrichtungen anrufen und nach einfachen Statements fragen. Die Skandale suchen und die alte Dame Wissenschaft johlend vor sich herjagen, um ihr dann vorzuwerfen, sie bewege sich zu langsam. Euch bitte ich um ein Überdenken eurer Anspruchshaltung. Muss Wissenschaft wirklich über jedes Stöckchen springen, das ihr hingehalten wird? Muss sie immer wieder längst bekannte Fakten und Zusammenhänge präsentieren, weil die Abendschicht in der Redaktion halt nicht weiß, was die von der Frühschicht letzte Woche schon recherchiert und gesendet oder geschrieben haben? Ja, muss sie. Ich weiß. Und ja, wir im System Wissenschaft müssen auch schneller reagieren. Aber deshalb versagt nicht gleich die ganze Branche mit ihrer Kommunikation.
Offenlegung: Ich bin selbst Teil des Systems als hauptberuflicher Wissenschaftskommunikator in der Öffentlichkeitsarbeit eines Helmholtz-Zentrums und war davor Teil des Wahrheits-Clubs Journalismus.
Super, danke. Ich mache auch die Beobachtung, dass zusätzlich zur „False Balance“ bei manchen auch die feste eigene Meinung einer unvoreingenommen Berichterstattung (z.B. zu der oben angesprochenen Grünen Gentechnik) im Weg steht.
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Hallo Herr Zens,
da scheine ich ja einen Nerv getroffen zu haben!
Danke jedenfalls für den Aufschrei. Wieder ein Beispiel dafür, dass man mit dem Schwung der wütenden Emphase oft die besten Texte schreibt.
Ich kann auch Ihren Ärger über schlecht recherchierende Journalisten gut nachvollziehen – deshalb hatte ich das ja auch klar kritisiert, hatte z.B. BILD, Welt und das Heute Journal namentlich benannt. Den Vorwurf, das würde ich den Redaktionen „nicht anlasten“, kann ich nicht recht nachvollziehen.
Aber eigentlich geht es ja um etwas anderes (und das hat nichts mit journalistischer Anspruchshaltung zu tun): Die Frage ist doch, wie sich die Wissenschaft in einer Mediengesellschaft behaupten kann, die – wie Sie zu recht schreiben – durch „die immer höher drehende Kampagnen- und Empörungsmaschinerie aus Politik, Medien und Interessensgruppen“ bestimmt wird?
Will sich die Wissenschaft da einfach vornehm zurückhalten?
Darauf beharren, dass Wissenschaft nun einmal anders funktioniere, Zeit brauche und Gründlichkeit, und dass man sich nicht hetzen lassen will? Fordern, dass alle Journalisten gefälligst solide zu recherchieren hätten?
Kann man alles tun. Aber leider, wie schon Brecht feststellte: die Verhältnisse, sie sind nicht so!
Wer so argumentiert, muss dann eben damit leben, dass die Wissenschaft bei aktuellen Debatten den Aufschneidern und Populisten das Feld überlässt. Will man das?
Ich wehre mich dagegen. Ich möchte, dass wissenschaftliche Argumente Gehör finden, dass sich Wissenschaftler einmischen und für Ihre Sache öffentlich einstehen. (Nicht nur am Tag der offenen Tür)
Und mich betrübt an der Stickoxid-Debatte, dass die Wissenschaft fast unwidersprochen Herrn Köhler das Feld überlassen hat.
Das war mein Anliegen, nicht die überlegene Pose vom hohen journalistischen Ross.
Denn seien wir ehrlich: So wie die Debatte gelaufen ist, kann man doch nicht zufrieden sein, oder? Wenn man das aber einräumt, folgt zwangsläufig die Frage: Wie kann man dem entgegen wirken?
Mein Text war ein Versuch, dieser Frage nachzugehen.
Wenn er dazu führt, dass Andere bessere Ideen vorschlagen, wäre das großartig. Was uns vermutlich nicht weiterbringt, ist, uns gegenseitig den schwarzen Peter zuzuschieben.
Mit herzlichen, kollegialen Grüßen
Ulrich Schnabel
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Lieber Herr Schnabel,
Sie haben ja Recht mit Brecht. Und ich sehe es wie Sie, habe es sogar selbst geschrieben: Wir (im übertragenen Sinne gemeint: Wissenschaft und Medien) stehen erst mal da und zeigen mit dem Finger auf die anderen: … – das kann und darf es nicht gewesen sein.
Darüber haben wir uns ja in #Siggen2018 – https://www.wissenschaft-im-dialog.de/fileadmin/user_upload/Ueber_uns/Gut_Siggen/Dokumente/Siggener_Impulse_2018_Chefsache_Wissenschaftskommunikation_final.pdf – auch schon Gedanken gemacht. Wissenschaftskommunikation (hier gemeint: Kommunikation aus der Wissenschaft heraus) muss dort, wo sie es noch nicht ist, zur Chefsache werden. Ich mag eigentlich keine Ausrufezeichen, aber hinter Chefsache gehörte eines.
Ich habe auch keine Antwort fix und fertig, eher vage Ideen. Mir schwebt da eine Art Clearingstelle vor oder ein Re(d)aktionsbüro der „Allianz“ – Rapid Reaction Taskforce oder so. Aber ich sehe dann schon wieder Proteste: Machen „die“ jetzt auch in Journalismus? Oder: Wollen „die“ jetzt „uns“ vereinnahmen … Sie kennen die Debatten um Finanzierung von Wissenschaftsjournalismus.
Ich versuch mich auch mal an einem Brecht-Zitat: „Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen –– Den Vorhang AUF und alle Fragen offen.“ (Brecht hatte geschrieben, der Vorhang sei zu, aber ich denke, wir sollten ihn aufziehen.)
In diesem Sinne und mit ganz herzlichem Dank für Ihren Kommentar
Ihr Josef Zens
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Es ist unfassbar, was für eine Arroganz in Ihren Worten.
Ich gehe das mal durch.
Sie diffamieren den Artikel über den Wunsch von Selbstkritik als “Aufschrei” und unterstellen “wütende Eindringlichkeit”. Mir wäre neu, dass Herr Zens direkt am Anfang so persönlich geworden wäre.
Dann verzichten Sie auf die Selbstkritik und zeigen mit dem Finger auf alle anderen, aber nicht auf die eigene Zeitung. Und umschiffen nur halb elegant, eher plump, die eigentliche Kritik von Herrn Zens, in dem sie aus “etwas mehr Selbstkritik und etwas weniger Tempo” ein “Journalisten recherchieren schlecht” machen. Das eine ist vom anderen unabhängig, auch wenn es oft korreliert.
Das Sie aber derart abscheulich das Thema wechseln, mit derart niederträchtigen Argumenten, macht mich fassungslos.
Eine irrationale „Empörungs- und Kampagnenmaschinerie“ und Sie erwarten, dass die Wissenschaft da mitmacht? Sich nicht weiter vornehm zurückhält? Also am besten so, wie Ihre Kollegen bei der Zeit den Eindruck hinterlassen, als wären Fakten nur hinderlich, als müsste man getreu nach Gefühlen urteilen? Jedenfalls wird das von Ihren Kollegen – den Weiblichen besonders – ja inzwischen sogar schamlos gefordert.
Und ja, Wissenschaft muss darauf beharren, dass Fakten Zeit brauchen. Das Recherche und Tests Zeit brauchen, auch wenn Menschen wie Sie das offenbar in dem Drang unbedingt mithalten zu müssen, nicht mehr verstehen.
Und ja, Journalisten haben gefälligst solide zu recherchieren. Die “Empörungs- und Kampagnenmaschinerie” ist kein Naturgesetz, sondern direktes Ergebnis von auch Ihrem direkten Handeln als sogenannter Journalist.
Es ist unglaublich, dass Sie der Wissenschaft ankreiden, dass diese sich auf Fakten beruft, was Sie offenbar quasi dazu „zwingt“, Artikel nur mithilfe von Populisten und Lügnern zu schreiben.
Ihr “falsches Dilemma” können Sie sich gerne an den Spiegel hängen, aber ich bezweifele, dass nur ein Wissenschaftler, nur ein Mensch, der sich an die Fakten hält, Ihnen zuliebe – damit Sie und Ihre Kollegen an dem eigenen Verhalten nichts ändern müssen – darauf verzichtet.
Die Wissenschaft ist dafür da Wissen zu schaffen und nicht Ihren Drang nach Artikel-passenden Antworten zu befriedigen.
Sie wollen, dass Wissenschaftler Gehör finden? Dann hören Sie diese doch an. Aber geht ja nicht, die sind ja zu langsam. Sie brauchen ja einen Artikel und keine Fakten, stimmt’s? Deshalb müssen Sie gefühlt schon gezwungen auf Populisten und Lügner zurückgreifen. Aber natürlich sind die Wissenschaftler schuld, die nicht erkennen, wie großartig Sie und Ihre Kollegen arbeiten.
Um auf Ihre letzte Frage zurückzugeben, wie man dem entgegenwirken könnte: Überdenken Sie Ihre eigene Haltung.
Nebenbei, Sie und Ihre Kollegen haben damit angefangen, “den Schwarzen Peter” zuzuschieben, zu den Wissenschaftlern. Haben Sie in Ihrem Artikel gemacht. Der Artikel war kein Versuch, der Frage nachzugehen, wie man die Debatten zukünftig verbessern kann, der Artikel war eine indirekte – teils schon direkte – Aufforderung an die Wissenschaftler, sich den Forderungen der selbsternannten Journalisten nach mehr Tempo zu beugen.
PS
Ich bin weder Wissenschaftler noch Journalist. Ich bin einfach nur Leser, einer dieser Menschen, von denen Sie erwarten, dass sie Ihnen vertrauen, dass sie Ihre Arbeit mit Artikeln bezahlen. Am besten noch mit einem Abo. Sie können mir jetzt gerne direkt oder indirekt vorwerfen, ich hätte keine Ahnung vom journalistischen Betrieb, spielt für die Argumentation nämlich keine Rolle. Ich kann nur noch mal sagen, dass Ihr Artikel aus dem schon wohlbekannten Elfenbeinturm “Wir-sind-die-Größten-und-Fehler-machen-immer-nur-die-anderen” des Journalismus stammt. Ihr Kommentar ist ein interessanter Beleg dafür, dass dies offenbar nicht nur Vorgabe der Redaktionsleitung ist, sondern dass jeder einzelne Artikelschreiber diese abscheulich-arrogante Argumentation auch noch selber glaubt.
PSS
Dieser Kommentar wurde mit Enttäuschung geschrieben, aber nicht in Wut (falls diese Unterstellung kommen sollte). Und falls die Entgegnung kommt, ich hätte da was „ganz falsch verstanden“, kann ich nur sagen: Dann formulieren Sie so, dass man es nicht falsch versteht. Fast alles was ich geschlussfolgert habe, basiert auf Ihren Aussagen im Kommentar.
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„Den Vorwurf, das würde ich den Redaktionen „nicht anlasten“, kann
ich nicht recht nachvollziehen.“
Das glaube ich Ihnen sofort.
Als jahrzehntelanger ZEIT-Leser weiss ich aus eigener Erfahrung, dass die ZEIT Selbstkritik scheut wie der Teufel das Weihwasser.
Im Gegensatz zu Herrn Zens glaube ich aber schon lange nicht mehr daran, dass sich bei der ZEIT nochmal was bessert — es wird irgendwann mal einen Krokodilstränen-Artikel geben und ansonsten bleibt es bei den gleichen inhaltsarmen, selbstverliebten und aufgeblähten Artikeln.
Ich habe Ihren Artikel als eine professionelle Bankrotterklärung gelesen, als allzuoffensichtlichen Versuch, das eklatante journalistische Versagen auf Andere abzuwälzen.
„da scheine ich ja einen Nerv getroffen zu haben!“?
Ernsthaft? Mir scheint eher, dass der Herr Zens da einen Nerv getroffen hat.
Und Ihre arrogante Reaktion zeigt nur zu deutlich, wie begründet der schlechte Ruf des Journalismus zur Zeit ist.
Adenauer soll mal gesagt haben „Mit Journalisten und kleinen Jungs legt man sich nicht an. Die schmeissen immer noch einen Stein hinterher.“
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Die Aufgabe des Forschers ist nach bestem Wissen und Gewissen zu forschen, Die Aufgabe des journalisten ist nach bestem Wissen und Gewissen zu berichten.
Die Forscher haben ihre Aufgaben gemacht, Die journalisten haben sich instrumentalisieren lassen. Die Journalisten, die versuchen, die Schuld jetzt einseitig auf den Forschern abzuladen sollten mal sehr in sich gehen.
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Liebe Kritiker,
können wir uns auf eine Sache einigen, um die Debatte etwas konstruktiver zu gestalten? Statt von „den Wissenschaftlern“ und „den Journalisten“ zu sprechen, jeweils konkrete Beispiele zu betrachten? Mit Pauschalzuweisungen kommen wir nämlich nicht wirklich weiter (das sage ich auch selbstkritisch).
Soll heißen: Weder haben sich „die Journalisten“ instrumentalisieren lassen, sondern nur einige (andere – etwa FAZ und SZ – haben nämlich sehr seriös berichtet); noch haben „die Wissenschaftler“ versagt, sondern einige bestimmte Institutionen, die in der Reaktion eher zu langsam waren (was übrigens der Helmholtz-Chef ja auch selbst sagt).
Könnten wir uns darauf einigen? Dann ließe sich auch besser darüber reden, wer genau was anders machen solle…
Beste Grüße allseits
Ulrich Schnabel
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„jeweils konkrete Beispiele zu betrachten?“
Nein, ich bin noch zu sehr davon entsetzt, dass wir ernsthaft eine Woche ueber diesen Unsinn geredet haben.
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Ach übrigens Herr Schnabel,
womöglich haben Sie wahrgenommen (gelesen haben Sie’s bestimmt), dass die taz mal die Rechnung des Herrn nachgeprüft hat — ganz ohne die Wissenschaft bemühen zu müssen.
Wann kommt denn der ebensolange selbstkritische Artikel, der erklärt, warum das bei der ZEIT nicht funktioniert hat?
Oder passiert sowas nur, wenn z.B. eine grosse Luftfahrtgesellschaft sich auf den Schlips getreten fühlt?
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